NORTH

Meine Suche nach den schwarzen Horntrommeln 

Meine Drumgeschichte um die merkwürdigen Schlagzeuge der 70er-Jahre

Bands:  „Oberer Totpunkt"

NORTH-DRUMS: MY FIRST KIT

MERKWÜRDIGE TRICHTER-TROMMELN IM MUSIKLADEN

MUSIKLADEN, DISCO UND TOP OF THE POPS

Wie kam ich auf die Fiberglasdrums? Ich erinnerte mich an alte 70er-Jahre-Musikladen und Disco-77-Live-Sendungen. Merkwürde Fisheye- und Superweitwinkelkamerafahrten in trichterartige Kessel. Ich konnte mich nur schwach an Sequenzen mit diesen eigenartigen Kits erinnern und suchte nach Informationen. Schließlich entdeckte ich einen Artikel in einem  Schlagzeugmagazin über North aus den USA. Keine Frage - das waren diese seltsamen Drums.

RESTAURATION EINES LEGENDÄREN US-DRUMS

Mein erstes Staccato habe ich mir 1988 gekauft. Es folgten noch zwei weitere aus denen ich 2002 ein Best-of-Kit restauriert habe. Ganz schön viel Arbeit etc. Ich suchte dann sporadisch nach einem North-Kit. 2016 habe ich bei Ebay ein passendes North-Kit entdeckt und mich mit dem Verkäufer auf halber Strecke auf der Autobahn. HH-Berlin getroffen. ​Drei Hängetoms, Standtom, eine Bassdrum – genau danach habe ihc gesucht: NORTH: 10, 12, 14, 16, 22. Natürlich ein risikoreiches Unterfangen - also fragte ich den Besitzer ob das Kit auch wirklich in Ordnung wie auf den Fotos ist - und nicht wie bei alten Staccato- und North-Drums üblich, neue Rosetten angebracht wurden oder die Kessel verschrammelt, verbastelt wurden. Verrostete Hardware ist auch ein Klassiker bei 40 Jahren alten Schlagzeugen.

LEIDER NOCH EINE RESTAURATION

Er meinte alles okay! Leider war nicht alles so okay, wie versprochen. Es waren an den drei Hängetoms stümperhaft Pearl-Rosetten mit zusätzlichen Löchern in die Trommeln gesägt worden. Ich war natürlich sauer, weil ich nicht wieder eine Vollrestauration wie bei den drei Staccato-Kits 2002-2003. Ich habe nochmal auf einen Kaffee überlegt und ihm ein finales Angebot gemacht, was noch unter dem Preis war und mit einigem Zubehör dabei dann doch noch gekauft. 

Grund: Die Chromteile hatten leichte Patina, aber waren nicht verrostet und vollkommen in Ordnung (eine Sorge weniger).
Dann begann wieder die ganze Arbeit von vorn. Abschleifen, Bohrungen zuspachteln, feinschleifen und zum Autolackierer bringen. Chrom polieren etc. Da hat mir Rolf sehr geholfen - Danke!

DAS NORTH MUSS SCHWARZ SEIN!

Bei der Farbwahl war für mich klar: Das Staccato MUSS Weiss sein (Futurismus pur). Das North MUSS Schwarz sein - sieht einfach evil aus:). Pianoblack, glänzend. Ein Auto-Lackierer hat mir die Kits professionell lackiert. Die Kessel vom North sind schwerer als die Staccato-Kessel. Innen sind sie schön glatt. Eine zweifarbige Lackierung ist sieht gerade bei den North-Kits großartig aus. Innen rot? Sieht evil aus. Aber irgendwie wolte ich es wie das North klassisch – nah am Original. 

PEARL-RACK-DR-513 IST DAS BESTE RACK DER WELT!

Die Halterung und das Rack habe ich günstig abgestoßen und aufs gleiche Rim-System (Pearl) wie beim Staccato gesetzt. 
Ich habe ein rechteckiges Pearl-Rack DR-513. Das ist zwar teuer ( 600 Euro), aber das Beste! Ich habe verschiedene ausprobiert. Bei runden Rohren á la Gibraltar drehen sich irgendwann die Halterungen, weil die dicken Fiberglas-Kessel doch einige Kilo mehr auf die Waage bringen als normale Kessel.  Das Pearl-Rack ist vierkantig, typisch perfekt verarbeitet. Das Rack steht in 5 Minuten und alles hält bombenfest! Nach Check im befreundeten Frank vom Drum-Store in Hamburg „No1 Drums" (leider pleite gegangen) haben wir mal alle Hardware-Anbieter durchgecheckt.

HARDWARE-CHECK: PEARL UND DW SIND DIE STARS

Leicht und gut: Yamaha, Tama. Stabil und schwer: Sonor. Die besten: DW und Pearl. Die #1: Pearl. Da wackelt nichts. Da muss man die Schrauben nur locker anziehen. Auch für die Galgenständer ist die Top-Serie von Pearl unschlagbar. Steht auf dem wackeligsten Drumpodest mit den schwersten 22er-Zoll-Becken wie eine Eins!

FELLE FÜR DAS RECORDING
Perfekt! Wir haben auch Recordings gemacht. Ich werde die Soundfiles in den kommenden Wochen veröffentlichen. Viel Spaß! 
Im Oktober 2020 habe ich mit Tom Wendt (Integrative Concepts/Skating Dog) Aufnahmen mit meinem Staccato und North-Kit gemacht. Fazit: Fetter Sound!

Für die Aufnahmen habe ich die - meiner Meinung nach besten Felle - für die offenen, Single-headed Kits verwendet:

​NORTH: 10, 12, 14, 16, 22
REMO Powerstroke 2 (North), Bassdrum: Remo Powersonic
 

North: Mythos der USA von 1973

Die 80er-Jahre waren das „Aus“ für die 70-er-Space-Design-Kits

Hier findet ihr ein paar Motive von Anzeigen, meinen Drums und Fotos, die mir Fans geschickt haben.

Restauration des North-Kits

Genauso wie beim Staccato habe ich das North komplett restauriert

Rolf hat mir beim Spachteln und ausbessern geholfen. Die Originalhalterungen haben wir wie beim Staccato geschlossen. Dafür ein RIM-System umd die Kessel frei schwingen zu lassen. Die Halterungen basieren bei beiden Kits auf Pearl-Hardware und werden am gleichen Rack  befestigt (Pearl DR 511 - das beste Rack). Chrom und Böckchen wurden überarbeitet. Perfekt!

NORTH-DRUMS: SOUNDTIPPS

Optik und Sound der gigantischen Batman-Drums

SOUND: ULTRA-TROCKEN UND TIEF

Wer den ultra-trockenen 70er-Sound sucht, wird ihn beim North finden finden. Man erreicht mit dem Kit einen wirklich fantastischen, tiefen und druckvollen Punch. Ein 8" klingt eher wie ein 10", ein 10" eher wie ein 12"er Tom etc.

KESSEL ENTGRATEN

Empfehlung: Die Kesselränder entgraten. Hier haben sich die Konstrukteure nicht die größte Mühe gegeben. Eine Nachbearbeitung garantiert die nötige plane Fellauflage und garantiert damit ein optimales, freies Stimm- und Schwingverhalten.

FELLTIPPS
Fellempfehlung: Ich habe anfänglich auf Remo Pin-Stripes oder Evans Hydraulic (Ölfell) beharrt. North Drums wurden beispielsweise ab Werk mit Remo Fiberskin Fellen geliefert (Bassdrum). Für die Bassdrum sind gedämpfte Felle ok - für die Toms eher zweite Wahl, denn die zweischichtigen Felle rauben dem Sound die letzten Obertöne, die vorhanden sind. Einschichtige, dünnere Felle wie Remo „Ambassador“ oder die gedämpften Remo „Powerstroke 3“ sind die bessere Entscheidung. Das Remo „Powersonic" ist auch ein Edelfell mit Dämpfer. Sehr tolle Verarbeitung.

DÄMPFUNG
Die Toms nicht mit „Moongel“ oder Sticker dämpfen. Lasst sie frei schwingen. Schneidet euch drei Zentimeter breite Ringe aus alten Fellen heraus oder kauf die fertigen Ringe und legt die als Dämpfung auf die Toms. Die Toms fangen an etwas nachzuschwingen.

NORTH: DER ÖLTANKER UNTER DEN DRUMS
Das Design ist unglaublich, der Sound bombastisch – die Verarbeitung ist leider elendig. Auch hinsichtlich der Roadtauglichkeit gibt es praktischere Kits. Das große Kit passt nicht auf die typischen 2x2-Meter-Drumriser. Solltet ihr Live auf großerer Bühne die Möglichkeit haben lasst euch 3x2-Meter-Riser geben - sonst wird es eng! Der Transport ist ein Thema. Es gab Cases, einige lassen sich. vom Sattler Bags bauen, aber sie werden dadurc nicht kleiner. Stapen klappt nicht. Platzprobleme sind typisch. Letzteres wird der geneigte North-User aber verschmerzen können. Als besonders nachteilig wirkt sich die lausige Verarbeitung aus sowie die vollkommen überforderte und unausgereifte Original-Hardware aus.

Ein Problem bei den tiefen Kessel sind die Ausmaße. Man muss sie unweigerlich hoch positionieren, weil sie sonst die Bassdrum berühren. Tiefhocker werden hinter den Trommeln verschwinden.

BRACHIAL LAUT, WENIG VARIATION 
Die Toms sind Single headed, also „offen“ und besitzen keine Resonanzfelle. Das war in den 70-er- und 80er-Jahren auch voll okay. Die meisten Drummer haben ohnehin ohne Resonanzfelle gespielt. Beim normalen Kit kann man die auch jederzeit wieder montieren, wenn man wärmere Sounds sucht. Beim Staccato oder North geht das natürlich nicht. Konstruktionsbedingt ist der Sound wenig variabel. Aber wer erwartet bei einem 70er-Vintage-Kit schon akustische Wunder. Beim 77er Lotus „Esprit“ vermisst ja auch niemand Klimaanlage, ABS und Einparkhilfe. Aber ganz klar: Sound-Esoteriker, Feingeister und Holz-Fetischisten werden an Acryl- und Fiberglaskits wenig Freude haben.

MISFITS – NICHT GESSELLSCHAFTSFÄHIG
Auch bei mir schmälerte die geringe Soundvariabilität, verbunden mit der brachialen Lautstärke, das Vergnügen an diesen Drumsets. Da ich auch andere Akustik-Drums habe, bin ich mir der Nachteile natürlich bewusst. Das North und Staccato-Kit verkam auch bei mir zur Requisite. Für einige OT-Videos und auch live habe ich das North und Staccato übrigens hin und wieder eingesetzt. Aber ansonsten: Was macht man nun mit diesem Monster-Kit, damit er nicht als reines Museumsstück in der Ecke verstaubt? Eine mögliche Antwort - man sieht es ja: Ich habe es zu Hause als E-Drum zum üben und einspielen benutzt. „What?“. „Wie bitte?“. „Was hat das jetzt mit North-Drums zu tun?“ Ist schon klar. Ich meine man könnte auch alternativ eine Strumpfhose über eine „Omo“-Tonne spannen (ältere Konsumenten werden die gigantischen Waschmittel-Eimer kennen) und Trigger montieren, aber – ja was aber? Wenn man das Kit tatsächlich braucht kann man wieder die Felle montieren.

DRUMRECORDING MIT TOM WENDT
2021 habe ich mit Tom Wendt das Staccato sowie das North aufgenommen. Soundfiles und Videos findet ihr hier. Beim 6. Album von ::OT::, Oberer Totpunkt, „Totentanz" (2022) habe ich für den Songs „Dystopia" und „Totentanz" das Staccato  aufgenommen. Die meisten Songs sind aber nicht mit Staccato, North, sondern mit einem neuen DW PDP MAPLE. Beim Recording klingen die Toms einfach satter.

 

NORTH

Mythos der 70er-Jahre: Die Fiberglas-Pioniere aus den USA

Roger North war bereits Anfang der 70er auf der Suche nach einem Drumset mit mehr Schalldruck. Klanglich sollten sie direkter klingen mit mehr tiefen und mittleren Frequenzen sowie mehr Volumen. "Ein Kit, das sich in kleinen Clubs auch ohne PA durchsetzen kann". Er tüftelte und überlegte und fand in Fiberglas das perfekte Material für die Revolution im Drumdesign: 1973 war das erste Kit am Start!
 

ADS & FOLDER 

Das Konzept der Drums war inspiriert vom Aufbau eines Schalltrichters: Der Kessel setzt sich zylindrisch fort, öffnet sich exponential und ist um 90 Grad nach vorn in Richtung der Audienz gebogen. Nicht nur „Live" setzen sich die Drums durch - viele Studios waren von den Drums begeistert, da sie durch die Öffnung gute Mikropositionierungen sowie eine differenzierte und gut trennbare Abnahme ermöglichen.

MY NORTH

2016 habe ich bei Ebay ein günstiges North-Kit entdeckt und mich mit dem Verkäufer auf halber Strecke auf der Autobahn. HH-Berlin getroffen. Leider war nicht alles so okay, wie versprochen. Dann begann wieder die ganze Arbeit von vorn. Abschleifen, Bohrungen zuspachteln, feinschleifen und zum Autolackierer bringen. Da hat mir Rolf  geholfen - siehe Fotos. Sticker habe ich nachgebaut – Suddenly it´s 1973!

NORTH-SOUNDS

Wie klingen diese merkwürdigen Kits überhaupt? Laut! Natürlich können die Schlagzeuge nicht mit modernen Maple-Drums mithalten – auch weil sie kein Resonanzfell besitzen. Aber wer den echten trockenen 70er-Sound sucht, wird ihn finden. Ich habe 2021 mit Tom Wendt, der alle OT-Alben gemixt und gemastert hat, beide Kits aufgenommen. Ohne Effekte. Die einzelnen Toms, Fill-Ins und Beats. For free!

STACCATO

Das bizarre 70er-Jahre-Fiberglasdrum aus England 

„Roll on Staccato´s future in sound - tomorrow´s drum today“
So wird die britische Fiberglas-Revolution 1977 in einer Anzeige präsentiert: Eine in Nebel gehüllte, weiße amorphe Formstudie, die nur entfernt an Schlagzeug-Design erinnert. 1978 montiert man das Drum auf eine Mondlandschaft und setzt einen NASA-Astronauten mit Sticks hinter das Kit und verkündet frech den  adaptieren Armstrong-Slogan: „A Giant Leap in Drum-Design“. Das „Staccato-Fortissimo“ ist da! 

ADS & FOLDER 

So wird die britische Fiberglas-Revolution 1977 in einer Anzeige präsentiert: Eine in Nebel gehüllte, weiße amorphe Formstudie, die nur entfernt an Schlagzeug-Design erinnert. 1978 montiert man das Drum auf eine Mondlandschaft und setzt einen NASA-Astronauten mit Sticks hinter das Kit und verkündet frech den  adaptieren Armstrong-Slogan: „A Giant Leap in Drum-Design“. Das „Staccato-Fortissimo“ ist da! 

MY STACCATO

Nachdem ich Ende der 80er mit einem schönen, aber abgerockten 50er-Jahre Trixon-Luxus in Blue-Sparkle die ersten  Bandversuche gestartet hatte, verfolgte mich eine Erinnerung an 70er-Jahre-Musikladen-Sendungen. Merkwürde Fisheye-Kamerafahrten in trichterartige Kessel. Schließlich entdeckte  ich North aus den USA. Nach einiger Recherche  fand ich ein Foto von einem  noch skurrilerem Kit: Staccato!

STACCATO-SOUNDS

Wie klingen diese merkwürdigen Kits überhaupt? Laut! Natürlich können die Schlagzeuge nicht mit modernen Maple-Drums mithalten – auch weil sie kein Resonanzfell besitzen. Aber wer den echten trockenen 70er-Sound sucht, wird ihn finden. Ich habe 2021 mit Tom Wendt, der alle OT-Alben gemixt und gemastert hat, beide Kits aufgenommen. Ohne Effekte. Die einzelnen Toms, Fill-Ins und Beats. For free!

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